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Zombieland – oder die Schattenseite der Liquiditäts-Schwemme!

Lieber Geldanleger,

 

nachdem die internationalen Aktien-Märkte zum Wochenende hin wieder auf Tauchstation gegangen sind, stellen wir den Report zu den deutschen Auto-Aktien noch etwas zurück und widmen uns heute den Schattenseiten der Liquiditätsblase an den Aktien-Märkten.

Als einer der wichtigsten Auslöser der großen Weltwirtschaftskrise 1929 wurde die damalige Notenbank-Politik ausgemacht. Denn diese hatte die Geldmenge deutlich reduziert und die Zinsen massiv angehoben. Als die Börsenkurse ins Rutschen gerieten beschleunigte sie ihren Kurs noch und entzog der Wirtschaft und der Börse weiter großen Summen an Liquidität. Das Drama mündete in zwei Weltkriege.

1999 war Alan Greenspan Chef der US-Notenbank und unter ihm wirkte die FED den explodierenden Börsenkursen durch eine Reihe von Zinserhöhungen entgegen. Im März 2000 platzte dann die Internet-Blase und die Kurse fielen ins Bodenlose. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 taten ihr Übriges.

Während der Finanzkrise 2008/09 war Ben Bernanke am Ruder der FED und er ist ausgewiesener Experte für den großen Crash von 1929. Als dann der Immobilien-Markt und in seiner Folge die Banken zusammenbrachen, senkte die FED die Zinsen massiv und flutete die Märkte mit Geld. Was folgte, ist bekannt: Die längste Börsen-Hausse aller Zeiten und mehr als 10 Jahre des Wirtschaftsaufschwungs.

Die Liquidität treibt die Wirtschaft und die Börsen an und Börsen-Altmeister André Kostolany sagte einmal, sobald die Notenbanken die Zinsen senkten, gäbe es nur noch eine gute Entscheidung: An der Börse auf steigende Kurse setzen.

Und nun leiden wir unter Corona. Die Wirtschaft bricht weltweit ein, die Börsenkurse ebenso – und die Notenbanken senkten die Zinsen, kaufen Staats- und Unternehmens-Anleihen zurück und die Regierungen überschütten die Wirtschaft mit Krediten und Hilfsprogrammen. Die Zinsen sind auf Rekordtiefstand und die Börsenkurse haben sich erstaunlich schnell wieder erholt. Der Februar und März 2020 gingen als der kürzeste Bären-Markt aller Zeiten in die Geschichte ein, der Wiederanstieg der Börsen als der schnellste der Geschichte.

Die offensichtliche Kehrseite der Liquiditäts-Schwemme ist natürlich die ausufernde Verschuldung und da die Zinsen immer weiter fallen, nehmen sogar Unternehmen Kredite auf, die sie gar nicht nötig hätten. Geld kostet nichts mehr.

Aber alles hat am Ende seinen Preis und auch das viele billige Geld könnte uns noch teuer zu stehen kommen durch eine schnell wachsende Zahl von scheintoten Firmen.

Kurzarbeitergeld und mehr

Weltweit stemmen sich die Regierungen gegen die Krise. Dabei ist ihr Ziel gleich: Sie wollen die Unternehmen am Leben und somit die Jobs erhalten. Aber man geht unterschiedliche Wege.

In Deutschland wurde in der Finanzkrise das Kurzarbeitergeld erfunden und es ist auch jetzt wieder Kernelement der Krisenbewältigung. Die Unternehmen bekommen Zuschüsse zum Arbeitslohn, damit sie die Arbeitnehmer nicht entlassen.

In den USA gibt es so etwas nicht. Ohnehin können dort Mitarbeiter schnell gekündigt werden und nun haben die Unternehmen während des Lockdowns zig Millionen Menschen nachhause geschickt. Der Staat drückt jedem einen Scheck in die Hand, damit er über die Runden kommt.

Während also in Deutschland der Arbeitsplatzerhalt unterstützt wird, damit dieser auch nach der Krise noch vorhanden ist, werden in den USA die Jobs abgebaut und den Menschen eine direkte Hilfszuwendung überreicht. Ob die Firma überlebt, bleibt abzuwarten. Und ob der Job nachher noch vorhanden ist und wer ihn dann gegebenenfalls bekommt, steht auch in den Sternen.

Egal, welches Modell man bevorzugt, beide kosten den Staat viel Geld und die Unternehmen reduzieren ihre Kosten erheblich. Das Problem ist, dass nicht nur die wirklich bedürftigen Firmen profitieren, sondern auch solche, die es eigentlich gar nicht nötig hätten. Die bekommen auf diese Weise einen unlauteren Wettbewerbs-Vorteil, den sie gnadenlos ausnutzen können, um wankende Konkurrenten vom Markt zu drängen.

Und es gibt auch Unternehmen, die schon vor der Corona-Krise am Stock gingen und nicht überlebensfähig waren. Auch viele von diesen werden durch das billige Geld, die Zuschüsse, die Förderprogramme künstlich am Leben erhalten. Mit fatalen Folgen!

Marktgesetze außer Kraft gesetzt?

Nun könnte man meinen, es wäre doch toll, wenn möglichst alle Firmen überleben und die Jobs erhalten blieben. Aber das ist leider ein Irrtum, denn konsequent zu Ende gedacht, würde damit jeglicher Fortschritt abgewürgt. Fortschritt entsteht, weil jemand eine Idee hat und diese in die Tat umsetzt. Er überwindet Widerstände und mit der Zeit hat er Erfolg. Bei bahnbrechenden Erfindungen entstehen neue Wirtschaftszweige und unsere Gesellschaft wandelt sich. So war es bei der Dampfmaschine, der Eisenbahn, der Elektrizität, dem Automobil, dem Telefon, dem Personal Computer und dem Internet. Und auch die Entdeckung der Antibiotika gehört in diese Kategorie.

Jede dieser Erfindungen brachte zunächst Wettbewerb zu bestehenden Produkten und Lebensweisen, bevor sie so erfolgreich wurde, dass sie das Alte ersetzte. Das Auto hat die Pferdekutschen abgelöst. Unsere heutige Welt wäre ohne das Auto gar nicht denkbar. Und bei allen Neuerungen gibt es Menschen, die am Gewohnten festhalten und das Neue verhindern wollen.

Es geht aber nicht nur um die großen Entwicklungssprünge, sondern auch um die vielen kleinen Verbesserungen, die Unternehmen erfolgreicher machen als andere. Und dazu gehört, dass die Erfolgreichen Erfolg haben, während andere auf der Strecke bleiben. Praktiker scheiterte mit seiner Dauertiefpreisstrategie und verschwand vom Markt. Die Lücke füllten OBI, Toom, Hornbach. Schlecker setzte auf kleine Läden an unattraktiven Standorten und ging Pleite. DM und Rossmann versorgen die Bürger mindestens ebenso gut mit Drogerie-Artikeln. Und dass Vapiano Pleite ging, war schon beim Börsengang absehbar. Erlebnis-Gastronomie können auch viele andere und offensichtlich viel besser.

Das Filialsterben in der Banken-Branche, die Konzentrationswelle bei den Auto-Herstellern, auch dies sind Anpassungen, wo die Erfolglosen vom Markt verschwinden und die Erfolgreicheren Marktanteile gewinnen. Es ist ein notwendiger und kreativer Anpassungsprozess, nur so bekommen neue Entwicklungen eine Chance.

Zombieland droht

Das für alle und jeden verfügbare billige Geld drückt die Zinsen immer weiter, denn die Zinsen sind die Risiko-Prämie für das verliehene Geld. Wenn Geld überall verfügbar ist, sinkt dieses Risiko und damit der Zins. Um dennoch Rendite zu erzielen, müssen also immer größere Risiken eingegangen werden. Also bekommen auch Unternehmen Geld, denen man unter normalen Umständen keinen Cent mehr geben würde. Windigste Spekulationen werden finanziert – es könnte ja gut gehen oder sich nötigenfalls ein anderer Dummer finden, der weiteres Geld nachschießt.

Für Hasardeure sind das paradiesische Zustände, für ernsthafte Unternehmen mit innovativen Ideen hingegen kann dies zum Problem werden. Und damit auch für die Gesellschaft. Denn die neuen Ideen setzten sich viel langsamer durch, weil das Alte, nicht mehr Wettbewerbsfähige, durch immer neue Geldspritzen künstlich am Leben gehalten wird. Mit der Folge, dass nicht selten die Innovativen, die Erfinder, die Unternehmer aufgeben oder sich umorientieren.

„Selbst schuld“, könnte man meinen. Ist aber für uns alles eine Katastrophe. Warum? Schauen wir doch einfach mal, welche bahnbrechenden Erfindungen es so in den letzten Jahren gab, welche Produkte wir alle benutzen und welche davon aus Deutschland kommen. Wer benutzt denn noch ein hiesiges Smartphone? Wer benutzt eine deutsche Suchmaschine? Oder ein deutsches Betriebssystem oder soziales Netzwerk? Google, Windows, Facebook, alles nicht in Deutschland entstanden. Amazon, Facebook, auch amerikanische Konzerne. Die Gegenwart und die Zukunfts-Technologien werden nicht von deutschen Unternehmen gestaltet, sondern von US-Firmen. Und zunehmend auch von ihren chinesischen Herausforderern.

Während in den USA Innovation gefördert wird und neue Ideen einfach umgesetzt werden, trifft man in Deutschland auf eine Mauer der Zweifel und Bedenken. Otto, Diesel, Wankel, diese deutschen Erfinder stehen für den Verbrennungsmotor. Aber heute würden sie diese Erfindungen kaum noch in Deutschland machen und umsetzen können, sie würden in die USA gehen (müssen), um erfolgreich zu sein.


Mein Fazit

Das Festhalten an alten Strukturen und Konzepten verhindert den Erfolg neuer Ideen. Und die Flutwelle billigen Geldes zementiert diese alten Strukturen, hält nicht mehr lebensfähige Unternehmen künstlich über Wasser und besetzt damit den Raum, in den kreative, innovative Unternehmen vorstoßen könnten.

Doch die Innovation findet statt, nur eben woanders. Dank der Globalisierung kommt sie dann auf Umwegen wieder zu uns zurück. Und dann nutzen wir die Produkte von US-Firmen und unser Geld fließt in die Taschen der US-Konzerne. Ein Trauerspiel.

Vor einigen Jahren waren die deutschen Auto-Hersteller noch weltweit führend, heute kriegen sie gegen Tesla kein Bein mehr an die Erde – Tesla ist mehr wert, als sie alle zusammen. Die Solar-Energie wurde in Deutschland erfunden und marktfähig gemacht. Aber keines der Unternehmen hat überlebt, die Solar-Zellen kommen heute aus China. Dabei gab es jahrelang sehr hohe Förder-Gelder, das Erneuerbare Energien-Gesetz sichert die Einspeise-Vergütung über 20 Jahre. Und damit wurde den deutschen Herstellern einerseits der Druck genommen, sich am Weltmarkt zu behaupten, und später kamen die chinesischen Hersteller und strichen für ihre Billig-Solarzellen die deutsche Förderung ein. Ein grandios gescheitertes Subventionsprojekt Made in Germany.

Bei Windkraft-Anlagen ist die Lage noch nicht ganz so hoffnungslos, aber da in Deutschland kaum noch neue Anlagen entstehen, müssen die deutschen Hersteller ins Ausland flüchten. Die sichersten Atom-Kraftwerke der Welt stehen in Deutschland. Aber sie werden abgeschaltet, während im benachbarten Ausland neue AKWs gebaut werden – im Tschernobyl-Stil.

Deutschland war früher nicht nur das Volk der Dichter und Denker, sondern auch das der Erfinder. Wenn heute ein Deutscher einen Nobelpreis bekommt, dann forscht und lehrt er bestimmt an einer Uni in den USA. In Deutschland fließt nicht mehr viel Geld in Forschung und Entwicklung, das ist alles viel zu teuer. Dabei ist so viel billiges Geld verfügbar. Es müsste nur für das Richtige ausgegeben werden. Anstatt damit das Alte, Gescheiterte künstlich am Leben zu erhalten, könnte man das neue, Innovative fördern. Erfolg statt Einöde, Triumph statt Tristesse, Zukunft statt Zombies.

Allerdings fehlt mir ein bisschen der Glaube, dass ein Innovationsruck durch Deutschland gehen wird. Auch wenn wir momentan in Sachen Corona viel besser dastehen als die USA, werden die sich schnell davon erholen. Die ohnehin starken US-Firmen werden dann noch mächtiger sein und es ihren Herausforderern noch schwerer machen. Die US-Technologieriesen brauchen nämlich noch nicht einmal Staatshilfen, denn sie generieren derartig große Cashflows, dass sie damit locker mittelgroße Länder finanzieren könnten. Von ihren Unternehmen ganz zu schweigen.

Die alte Weltordnung wurde dominiert von deutschen Automobilen, die neue Weltordnung von US-Technologiefirmen. Und es gibt wenig Anzeichen dafür, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern wird. Trotz oder gerade auch wegen der Geldschwemme und der wachsenden Zahl an Zombie-Firmen...

Die heutige Ausgabe entstand wieder in Zusammenarbeit mit Michael C. Kissig, Value Investor und Betreiber des Blogs iNTELLiGENT iNVESTiEREN.

Autorenprofil
Michael C. Kissig studierte nach Abschluss seiner Bankausbildung Volks- und Rechtswissenschaften und ist heute als Unternehmensberater und Investor tätig. Neben seinem Value-Investing-BlogiNTELLiGENT iNVESTiERENverfasst er regelmäßig eine Kolumne für das „Aktien Magazin“.

Hinweispflicht nach §34b WpHG: Der/die Verfasser ist/sind in ein oder mehreren der oben genannten Wertpapieren/Basiswerten zum Zeitpunkt des Publikmachens des Artikels investiert: Alphabet. Es können daher Interessenskonflikte vorliegen. Die in diesem Artikel enthaltenen Angaben stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar.




 

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Viel Erfolg bei Deinen Finanzentscheidungen &
ein schönes Wochenende wünscht Dir

Dein
Armin Brack
Chefredakteur Geldanlage-Report

>> Die nächste Ausgabe erscheint am 1. August

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